Das ist schon ein ziemlicher Skandal, der hier stattfindet. Aber auch eine ziemliche Welle, die sich dagegen formiert.
Sandra Pingel-Schliemann hat eine Petition geschrieben und natürlich haben wir mit unserer Unterschrift keinen Augenblick gezögert.

Petition an Kirchgemeinderat Gielow, Propst Wulf Schünemann, Bischof Tilmann Jeremias

Kirche muss Verantwortung zeigen!

Für den im vergangenen Jahr verstorbenen Pastor Heinz Pulkenat soll posthum eine Sonderregelegung für eine größere Grabplatte geschaffen werden. Die Pastorin und die Mehrheit der Kirchgemeinderatsmitglieder haben dafür bereits ihre Unterstützung signalisiert.
Die Unterzeichnenden protestieren gegen eine solche Sonderregelung für Heinz Pulkenat. Heinz Pulkenat war unter dem Decknamen „Herbert Puchalla“ langjähriger Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Er hat dem Staatssicherheitsdienst kircheninterne Berichte geliefert, Oppositionelle, die die Kirche als Schutzraum suchten, bespitzelt und sich auch an Zersetzungsmaßnahmen gegen kirchliche Mitarbeiter und andere Aktive beteiligt. Wegen dieser Aktivitäten für den Staatssicherheitsdienst wurde er nach 1991, da schon im Ruhestand, rechtskräftig verurteilt.
Es kann und darf nicht sein, dass Tätern auch 32 Jahre nach dem Ende der DDR noch in dieser Weise eine besondere Anerkennung verschafft wird. Das ist ein Schlag in das Gesicht der vielen Betroffenen, die Heinz Pulkenat verraten hat.
Wir fordern dazu auf, dass in allen kirchlichen Gremien Stellung bezogen und Haltung gezeigt wird. Wir erwarten, dass sich die Kirche klar an die Seite derjenigen stellt, die bespitzelt wurden und die Repressionen in der DDR-Diktatur erlebt haben. Diese Menschen haben schwerwiegende persönliche Folgen für ihr Eintreten für Freiheit und Demokratie erleben müssen. Mit ihnen darf sich die Kirche nicht entsolidarisieren, sondern muss eine moralische Verantwortung ihnen gegenüber haben. Viele Betroffene leiden noch heute unter den Folgen des ihnen angetanen Unrechts. Entscheidungen wie diese für Heinz Pulkenat tragen nicht zu ihrem inneren Frieden und ihrer Gesundung bei, weil sie spüren, dass der Aufarbeitungsprozess nach wie vor Rückschläge erleidet.
Gerne sind einzelne Unterzeichnende bereit, in einen Dialog mit der Kirche zu treten, um aufzuklären und eine Sensibilisierung im Umgang mit Opfern und Tätern der DDR-Diktatur zu erreichen.
Unterzeichnende:
Anne Drescher, Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur
Dr. Sandra Pingel-Schliemann, Politikwissenschaftlerin

Marita und Uwe P. Richter